Geschichte und Züchtungsfortschritt

Bereits 300 Jahre nach Christus wurde in Ostindien Zucker aus Zucker-rohr hergestellt. In Europa erhielt der Zucker erst 1096 durch die Kreuz-züge Einzug. 1747 fand Andreas Sigismund Marggraf in der Runkelrübe den Zucker, der mit dem des Zuckerrohrs chemisch identisch ist. 1801 errichtete Achard die erste Rübenzuckerfabrik der Welt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zuckerrübenproduktion in Europa größere Ausmaße an. Mit der Entdeckung des Rübenzuckers und dem Bau der ersten Rübenzuckerfabrik wandelte sich der Zucker vom Luxus-gut zum Grundnahrungsmittel.

      

Züchtung

Jahrzehntelange Bemühungen und Erfolge in der Zuckerrüben-Forschung haben beachtenswerte Ertragszuwächse besonders hinsichtlich des Rüben- und Zuckerertrages gebracht. Das züchterische Leistungspotential einer Zuckerrübensorte kann nur dann bestmöglich ausgeschöpft werden, wenn auch die agrotechnischen Maßnahmen im Zucker-rübenanbau durch den Landwirten optimiert werden.




Quelle: Rabbethge 1919, Licht, WVZ

Angesichts eines zunehmenden Kostendrucks, dem Landwirtschaft und Zuckerindustrie ausgesetzt sind, rücken die technischen Qualitätsmerkmale des Rohproduktes Rübe stärker in den Vordergrund. Qualitätsrübenanbau lohnt sich und die für die Zuckergewinnung positiven Eigenschaften werden honoriert in Form von Qualitätsprämien - also unterm Strich mehr Geld für den Landwirt. Obwohl die Qualität bei der Züchtung schon immer eine Rolle gespielt hat, hat sie sich seit 25 Jahren zu einem stärkeren Selektionskriterium entwickelt. Ziel der Zuckerrübenzüchtung war es eine für die Landwirtschaft und Industrie optimale Kombination von erblich bedingten Leistungs-merkmalen (Rübenertrag und Zuckergehalt) mit hohen technischen Qualitätseigenschaften (niedriger Standard-Melasse-Verlust) vereint in einer neuen Sorte zu erreichen. Bisher hatten Sorten mit hohem Zuckergehalt ein niedriges technisches Qualitätsniveau. Dieser negative Zusammenhang wurde nach jahrelanger intensiver Forschung und Züchtung durchbrochen und gilt heute nicht mehr.








Quelle: IfZ Göttingen, ÜSV 2000-2002 (58 Versuche)
*2000im LNS (49 Versuche)
**2000 in WP2, 2001 LNS (40 Versuche)
***2000 und 2001 im LNS (40 Versuche)
100 = Verrechnungsmittel der Sorten: PALOMA, TATJANA



Das Ziel von Qualität in neuer Dimension wurde erreicht in KWS Sorten wie RICARDA, WIEBKE und GRANADA, die sich durch ihren äußerst niedrigen Standardmelasseverlust bei einem hervorragenden Bereinigten Zuckerertrag ausgezeichnet haben.




Quelle: IfZ Göttingen, ÜSV 2000-2002 (58 Versuche)
*2000im LNS (49 Versuche)
**2000 in WP2, 2001 LNS (40 Versuche)
***2000 und 2001 im LNS (40 Versuche)
100 = Verrechnungsmittel der Sorten: PALOMA, TATJANA



Der Verbesserung der technischen Qualität sind allerdings natürliche Grenzen gesetzt. Die gegensätzlichen Ziele, Ertrag und Zucker zu steigern und Gehalt an verarbeitungstechnologisch unerwünschten Inhaltsstoffen in der Rübe zu verringern sind ab einem bestimmten Grad nicht mehr miteinander vereinbar. Grund dafür sind die speziellen stoffwechselphysiologischen Funktionen der qualitätsbestimmenden Inhaltsstoffe für das Wachstum und die Entwicklung der Rübe. Bei Unterschreitung eines Mindestniveaus dieser Inhaltsstoffe würden physiologische Pflanzenfunktionen negativ beeinträchtigt werden.